Blick hinter die Kulissen: Auf der Baustelle der künftigen Kinderpalliativstation

16.08.2023

Es geht voran: Am Mittwoch hatte eine kleine Gruppe geladener Gäste die Möglichkeit, sich ein Bild von dem Bau der Kinderpalliativstation auf dem Gelände des Klinikum Leverkusen zu machen. Extra für diesen Anlass haben die Handwerker für einen Tag Hammer, Bohrmaschine und Wasserwaage beiseitegelegt und die Baustelle ordentlich herausgeputzt.

„Mit dem Herzensprojekt der Kinderärzt:innen des Klinikums wird die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit lebensverkürzenden Erkrankungen in Leverkusen, der Region und weit darüber hinaus erheblich verbessert“, erklärte Privat-Dozent Dr. Joachim Eichhorn, Direktor der Klinik für Kinder und Jugendliche und Projektleiter die Beweggründe für den Neubau. „Wir freuen uns, wenn wir im Frühjahr des nächsten Jahres endlich eröffnen können!“ In Leverkusen wird dann die erst dritte Kinderpalliativstation Deutschlands ihren Betrieb aufnehmen. In den 6 Zimmern werden jährlich etwa 80 bis 90 Kinder betreut werden können.

„Was hier entsteht ist großartig“, bestätigte auch TV-Moderator Guido Cantz, der das Projekt als Botschafter unterstützt. „Es ist mir ein besonderes Anliegen, dass diese schwerkranken Kinder hier nicht nur medizinisch hervorragend versorgt, sondern dabei auch liebevoll und in angenehmer Atmosphäre begleitet werden und dabei ihre Familien in ihrer unmittelbaren Nähe haben können.“

In den Räumen der künftigen Kinderpalliativstation brachten am Mittwoch Experti:innen aus der Kinderklinik und dem Bauteam die Vision zum Leben. Wo heute noch unverputzte Wände und roher Estrich zu sehen sind, werden einmal sechs wohnliche Zimmer für die jungen Patient:innen eingerichtet sein. „Bei der Planung und Umsetzung dieses Projekts war uns besonders wichtig, eine kindgerechte Atmosphäre zu schaffen, ohne auf medizinische Versorgung zu verzichten“, beschreibt Planer Jens Fromme von der bgk - consulting GmbH das Konzept. „Die Zimmer werden daher beispielsweise so eingerichtet, dass sich die Kinder trotz möglicher medizinischer Geräte wohl und geborgen fühlen werden.“ Im geräumigen Gemeinschaftsraum, der mit großem Esstisch und Küche sowie einer gemütlichen Sitzecke eingerichtet werden soll, gibt es für Familien und Klinikpersonal die Möglichkeit zusammen zu kommen, sich auszutauschen, gemeinsam zu kochen. Die Station ist ausgestattet mit besonderen behindertengerechten Einrichtungen sowie Übernachtungsmöglichkeiten für Eltern. Die Wege des Gartens der Kinderpalliativstation sind so konzipiert, dass auch Betten in den Garten geschoben werden können.

Lebensqualität für die jungen schwerstkranken Patien:innen

Die Versorgung schwerstkranker Kinder und Jugendlicher geschieht meist ambulant, also zuhause. Es kann jedoch zu Situationen kommen, in denen die häusliche Versorgung an ihre Grenzen stößt, wenn zum Beispiel die Schmerztherapie plötzlich nicht mehr ausreicht und eine neue Behandlungsmethode erst gefunden werden muss. In diesen und vielen weiteren Fällen kann ein stationärer Aufenthalt für die Kinder und ihre Familie wichtig und notwendig sein. Das Ziel dieser stationären Aufenthalte ist es, Lebensqualität der Patient:innen und deren Familien zu verbessern oder sie durch schwierige Situationen zu begleiten – und wieder eine Versorgung in häuslicher Umgebung zu ermöglichen. „Zu den besonderen Herausforderungen in der pädiatrischen Palliativversorgung zählen, dass Kinder oftmals sehr seltene Erkrankungen haben, viele Medikamente nicht für Kinder zugelassen sind und dass sich nicht jedes Kind selbst mitteilen kann“, weiß Katrin Busch, Oberärztin der Leverkusener Kinderklinik, und ergänzt: „Hinzu kommt, dass Kinder oft kein Verständnis für die limitierten Zeit- und Energiereserven der Familie haben. Dies kann zu starken Belastungssituationen und auch Momenten der Überforderung in der häuslichen Situation führen.“

Palliativmedizin verfolgt dabei einen ganzheitlichen Ansatz. Das heißt, dass sich die Expert:innen neben der medizinischen und pflegerischen Versorgung auch um die psychischen, psychosozialen und spirituellen Herausforderungen kümmern. Dazu arbeiten verschiedene Fachbereiche interdisziplinär eng zusammen – beispielsweise Physiotherapie, Sozialdienst, Psychologischer Dienst und Seelsorge. „Wir wollen in Zukunft auch weitere spezielle Therapieansätze ermöglichen, zum Beispiel Musik-, Kunst- oder Aromatherapie“, erklärt Christina Görgen, pflegerische Leitung der künftigen Station. Görgen sucht übrigens noch Mitstreiter:innen, die die Station mit ihr gemeinsam zum Leben erwecken. „Voraussetzung ist eine abgeschlossene Pflegeausbildung. Idealerweise haben Interessierte bereits die Weiterbildung in Pädiatrischer Palliativ Care bzw. die Bereitschaft zur Teilnahme an dieser Weiterbildung.“ Interesse? Einfach vorbeischauen auf https://www.klinikum-lev.de/jobs-karriere/stellenangebote/detailseite/gesundheits-und-kinderkrankenpfleger-m-w-d-fuer-unsere-kinderpalliativstation

Von der Baugrube zum fertigen Gebäude

Ende 2020 wurde die alte Kinderklinik abgerissen, der Startschuss für den Bau der neuen Kinderpalliativstation fiel im März 2022. Im September 2022 feierte das Klinikum Grundsteinlegung. Inzwischen ist der Rohbau abgeschlossen, es läuft der bauliche und technische Ausbau. Fertigstellung ist für das Frühjahr 2024 geplant.

Die Kosten für die Kinderpalliativstation liegen bei 6,1 Mio. Euro. Im November 2018 erhielt das Klinikum die Zusage von NRW-Gesundheitsminister Laumann über eine Förderung in Höhe von 1,5 Mio. Euro für die „Qualitätsverbesserung der Versorgung von schwerkranken Kindern und Jugendlichen“. Auch die Deutsche Krebshilfe hat sich mit 1,3 Mio. € an dem Projekt beteiligt. Für den Restbetrag ist das Klinikum auf die Unterstützung durch Spenden angewiesen: https://www.klinikum-lev.de/ueber-uns/spenden/kinderpalliativstation